Die Idee klingt gut, schließlich müssen auch die Sprösslinge von Staatsdienern versorgt werden. Sachsens Regierung geht mit der Idee schwanger, eine Art Betriebs-Kita einzurichten, nicht zuletzt für Ministeriumsmitarbeiter natürlich. Dort soll dann der Nachwuchs untergebracht werden, so lange Papa oder Mama im Regierungsviertel Akten wälzen. Im Gespräch ist ein Neubau oder auch ein umgebautes Haus – eine landeseigene Villa zum Beispiel.
Dieser Gedanke mag dem einen oder anderen Staatsdiener gefallen, der Opposition aber nicht. „Kinderbetreuung ist wichtig“, sagt Torsten Herbst von der FDP, „aber die städtischen Einrichtungen reichen aus“. Nicht zuletzt sorgt sich Herbst ums Image. „Wir sollten den Eindruck vermeiden, Politiker und Staatsbedienstete würden sich Privilegien verschaffen.“ Ähnlich sieht das Sachsens Bund der Steuerzahler.
„Betriebskindergärten sind eine gute Idee für Privatunternehmen“, meint Vorstandsmitglied Knut Schreiter, „aber nicht für den Staat“. Die Regierung dürfe „keine Politik für Privilegierte“ machen, ansonsten drohe eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“.
Das für Kitas zuständige Ministerium fürs Soziale ist hier anderer Meinung. „Wir sehen einen Bedarf“, sagt Ralph Schreiber, der Sprecher von Ministerin Helma Orosz (CDU). Die Ressortchefin stehe zum Projekt, schließlich gehe es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Derzeit liefen Gespräche mit der Stadt und dem Finanzministerium, spruchreif aber sei das Projekt noch nicht. Das meint auch der Sprecher aus dem Finanzressort, Burkhard Beyer, und stellt klar: Die Einrichtung solle auch für andere Kinder offen sein, ein „Ghetto für Beamten-Kinder“ jedenfalls sei nicht geplant.
Dennoch hat andernorts ein ähnlicher Vorstoß schon für Verwirrung gesorgt. So hat sich der Bundestag eine saftige Rüge vom Bundesrechnungshof wegen seines „Betriebskindergartens“ eingefangen, unter anderem, weil damit ein Präzedenzfall geschaffen worden sei. Was auch in Sachsen der Fall sein könnte: So gibt es bereits eine weitere Initiative für ein solches Projekt – aus den Reihen des sächsischen Landtags. Damit könnten dann auch Abgeordnete ihre Sprösslinge gut unterbringen, und wenn’s nur für die Zeit der Plenartage wäre.
Quelle: LVZ vom 11./12.8.07 Jürgen Kochinke
anmerkung vom familienfreund
der bedarf flexibler kinderbetreuung ist nicht neu. so hat sich bereits 1997 der poldi e.v. mit dem ziel gegründet, für eltern ohne regeldienstzeiten oder beschäftigte im schichtdienst eine kindertagesstätte mit flexiblen öffnungszeiten zu schaffen.
die gründung fand in der bereitschaftspolizei leipzig statt. daher auch der name des im märz 1998 eröffneten ersten kindergartens des vereins – kindereinrichtung poldi e. v. leider konnte auf grund gesetzlicher bestimmungen und vorschriften der verein sein ziel der flexiblen kinderbetreuung nicht verwirklichen. und so hat der verein diese einrichtung 2005 an einen anderen träger abgegeben.
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