Die Zeit ist unser größter Gegenspieler, wenn wir Aufgaben und Termine erledigen. Manchmal scheint der Kalender so voll, dass man sich gut und gern eine Stunde mehr zu den 24 Stunden des Tages wünscht. In anderen Situationen bekommt man einen Berg von Aufgaben den man dann in einem bestimmten Zeitfenster erledigen muss, wie z.b. das Aufgabenblatt für einen Test, das Antragsformular von einer Behörde. Fristen und Zeiten bestimmen den Ablauf unseres Alltags. Nur woher wissen wir in etwa, was wir in einer Stunde so schaffen können?
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Wie Kinder Zeit erleben
Anders als Erwachsene erfassen Kinder die Zeit sehr abstrakt. Das Zeitgefühl von Babys und Kleinkindern ist noch sehr unbestimmt. Es orientiert sich an keinen fixen Punkten oder bestimmten Tageszeiten. So wissen viele Eltern, dass es dem Spross relativ egal ist, ob es beim Aufwachen draußen schon hell oder noch dunkel ist. Wenn ausgeschlafen wurde, geht es ans Aufstehen. Heißt es: „Das machen wir morgen.“ kann man sich auf die Frage wann morgen ist oder ob 5 Minuten später schon morgen ist eigentlich gefasst machen.
Eltern merken in der Regel sehr schnell, wie sie ihren Kinder die Zeit altersgerecht erklären können. Der Besuch bei Oma und Opa am kommenden Wochenende erklärt sich am Besten, wenn man sagt, wie oft die kleine Maus noch in die Kindertagesstätte gehen wird oder Frühstück essen ehe es soweit ist. Das Spiel mit der besten Freundin ist nicht in 15 Minuten vorbei sondern, wenn der Wecker klingelt oder der Zeiger auf der Uhr bis zu einer bestimmten Stelle vorgerückt ist.
Warum Rituale eine gute Grundlage bilden
Die Zeit mit Eltern oder Freunden ist für Kinder von immenser Bedeutung. Diese sogenannte soziale Zeit ist für Kinder der erste Schritt auf der Entwicklung zu einem bestimmten Zeitgefühl. Sie verknüpfen Zeit und Abläufe mit bestimmten wiederkehrenden Ereignissen. So ist Schlafenszeit, wenn nach dem Füttern die Spieluhr oder das Nachtlicht eingeschaltet wird. Nach dem Mittagsschlaf in der Kita oder dem Vesper wird das Kind abgeholt. Ist der nachmittägliche Lieblingstrickfilm vorbei gibt es Abendbrot. Und Kinder erleben heute noch, dass es nach dem Sandmann zum Zähne putzen und dann ab ins Bett geht usw.
Die Uhr als Zeitmesser
Beispiele Kindern Zeit zu vermitteln gibt es reichlich und als Erwachsene müssen wir nur darauf achten, dass wir uns die Zeit dafür nehmen. Dabei ist für Kinder Vergangenheit und Zukunft bzw. das Einordnen des eigenen Lebens in den Zeitstrahl erst verstanden, wenn sie etwa in der Grundschule sind. Das „rein pressen“ des Kindes in unseren eigenen Tagesablauf ist ein stressiger Prozess. Denn im Gegensatz zu uns müssen und wollen Kinder keine Zeit sparen, weil sie unsere Terminzwänge und Zeitengpässe gar nicht verstehen (können).
Die Uhrzeit
Für uns als Erwachsene ist nicht nur die Zeit zwischen hell und dunkel ein Zeitfenster an dem wir uns orientieren sondern auch die Einteilung des Tages in Stunden und Minuten. Die Uhr bestimmt einen konkreten Zeitpunkt oder misst eine bestimmte Zeitspanne. Schon 3000 vor Christus wurde mit dem Schattenstab aus China im alten Ägypten die erste Sonnenuhr betrieben. Bis zur bequemen Armband-, Küchen- oder Wanduhr bzw. dem Wecker vergingen natürlich noch Jahrtausende. Der Vorläufer der Armbanduhr ist die etwa seit dem 15. Jahrhundert entwickelte Taschenuhr. Mit den Jahrhunderten wurden die Uhren kleiner und präziser. Sie zu stellen, ist heute nur noch bedingt erforderlich. Viele laufen einfach bis die Batterie alle ist. Einer der ersten Wecker weckte seinen Erfinder im Jahr 1787 immer um 4 Uhr. Die erste Stoppuhr zum Messen einer Zeitspanne stammte von Nicolas Rieussec und wurde im Jahr 1821 entwickelt.
Die Industrialisierung und unser Zeitgefühl heute
Zahlen lesen können Kinder schon mit etwa 4 bis 6 Jahren. Auf einer Uhr zu erkennen, wann eine Stunde um ist, gelingt vielen Kindern schon vor dem Grundschulalter, wenn die Uhrzeit in der Familie oft benannt wird und die Uhr von den Eltern erklärt wird. Spätestens in der Schule, wenn der sprichwörtliche Ernst des Lebens beginnt, verfliegt bei vielen Kindern die Unbekümmertheit. Der Schulbus wartet nicht, wenn Junior trödelt oder den Wecker ausdrückt. Um 8 Uhr klingelt es zum Unterricht. Wer dann nicht in der Klasse ist, muss sein zu spät kommen vor allen erklären und rechtfertigen. Schule dauert von früh bis Mittag und später bis nachmittags außer es sind Ferien. Die Hausaufgaben müssen in einem bestimmten Zeitfenster erledigt werden, sonst drohen Konsequenzen und später schlechte Noten.
Der Sportlehrer stoppt die Zeit beim 60 Meter Lauf und vergibt eine gute Note. Tests und Prüfungen werden geschrieben und, wenn es klingelt ist die Abgabe fällig. Die Einschätzung wie viel Zeit dazwischen bleibt um konzentriert an der Lösung von Aufgaben zu arbeiten, müssen Kinder erst lernen. Um Kindern die Einteilung der Zeit noch besser zu vermitteln, kann es sinnvoll sein im Unterricht mit einem Time Timer zu arbeiten. Auf dem Tisch platziert oder gut sichtbar an der Wand angebracht, zeigt er mit Hilfe eines farblich unterlegten Ziffernblattes an, wie viel Zeit vergangen ist.
Wie es früher war?
Die Frage, wie das früher war, lässt sich leicht mit einem Blick ins Lexikon beantworten. Vor der Industrialisierung (etwa 1850 beginnend) weckten sich die Menschen entweder gegenseitig und/oder begannen ihr Tagewerk, wenn es hell wurde und gingen zu Bett, wenn die Sonne unterging. Auf dem Land sorgten zudem die hofeigenen Tiere für das Wecken der Bauern während es in den Städten schlichtweg durch Lärm, den Nachtwächter oder das Läuten der Kirchturmuhren stattfand. Um verstreichende Zeit sichtbar zu machen, wurden Sand- oder Wasseruhren benutzt.
Unsere heute noch funktionierende biologische Uhr ist auf hell und dunkel ausgerichtet. Die Uhr, den Wecker bzw. dieStoppuhr wie wir sie heute kennen, entwickelte sich rasant in nur etwa 80 Jahren von 1880 (erste Serienproduktion der Armbanduhr) bis etwa 1967 (Erfindung der Funkuhr durch Wolfgang Hilberg). Bis heute ging und geht es darum den richtigen Zeitpunkt und eine bestimmte Zeitspanne noch präziser bestimmen zu können.
Für uns moderne Menschen ist die Uhr ein Modeartikel. Als Accessoire hat mancher Zeitgenosse gleich mehrere je Outfit auf Lager. Und auch das Handy bzw. der Computer dienen uns gelegentlich zum Ablesen der Uhrzeit. Effektivität und Zeit bestimmt unser Leben. Der Arbeitslohn wird bemessen nachdem was man in einer bestimmten Zeit schafft. Ein bestimmter Umfang an Schulstoff muss in einer definierten Zeitspanne vermittelt werden. wir versuchen immer mehr in eine Stunde des Tages hineinzupacken während wir uns innerlich nach Entschleunigung sehnen. Arbeiten nicht nur tagsüber sondern auch nachts ist heutzutage eine Notwendigkeit, um unsere moderne Welt am Laufen zu halten.
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