Schulleitung zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Schule | Zeugnis (c) Dieter Schütz  / pixelio.de

Schule | Zeugnis (c) Dieter Schütz / pixelio.de

Größere Autonomie soll auch die Qualität von Schulen verbessern – eine neue Studie des DIPF zeigt, warum das viele Schulleitungen in der Realität überfordert.

Vom Verwalten zum Gestalten

Nach diesem Motto wird derzeit die Eigenständigkeit vieler Schulen gestärkt. Davon erhofft man sich Qualitätsverbesserungen. Den Schulleiterinnen und Schulleitern kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu, doch eine Studie des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) verdeutlicht: „Für die Schulleitungen sind die Voraussetzungen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und Schulen wirksam weiterzuentwickeln, sehr schwierig“, sagt Dr. Stefan Brauckmann. Er ist Leiter des Projekts „Schulleitungshandeln zwischen erweiterten Rechten und Pflichten“ (SHaRP), das Leiterinnen und Leiter von Grundschulen und Gymnasien in sechs Bundesländern zu ihren Aufgaben und Belastungen befragt hat.

Eine große Fülle an Anforderungen

An der Motivation mangelt es der Studie zufolge nicht: Als Kernmotiv für das Ergreifen des Schulleiterberufs wird übergreifend der Wunsch genannt, die Schulen zu verbessern. Neben den herkömmlichen Verwaltungs- und Lehrtätigkeiten müssen die Schulleiterinnen und Schulleiter heute aber auch vermehrt neue Aufgaben der Organisations- und Personalentwicklung übernehmen und die Unterrichtskonzepte langfristig so gestalten, dass sie den externen Ergebnisstandards gerecht werden. „Diese Fülle an Anforderungen erfordert Managementqualitäten“, so Brauckmann. Von vielen Befragten wird das als hohe Belastung empfunden – aus verschiedenen Gründen:

• Auf die neuen Aufgaben sehen sie sich durch ihre Ausbildung nicht genügend vorbereitet.
• Die erweiterte Schulautonomie bringt mehr Verwaltungsaufwand mit sich.
• Die Leiterinnen und Leiter müssen weiterhin viel selbst unterrichten.
• Die Ausstattung mit Personal und Ressourcen wird als nicht ausreichend bemängelt.

Berufsbild der Schulleitungen hat sich geändert

Die Untersuchung ergab zudem, dass die Schulleitungen deutlich mehr Zeit mit Verwaltungs- und Lehrtätigkeiten verbringen als mit den strategischen Führungsaufgaben in der Schulentwicklung. Diese neuen Aufgaben werden dennoch als größere Belastung wahrgenommen. Dabei zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Gymnasien und Grundschulen. In der Gesamtbetrachtung kommt Stefan Brauckmann zu dem Schluss: „Das Berufsbild der Schulleitungen hat sich grundlegend gewandelt. Um dieser Neuausrichtung gerecht zu werden, bedarf es einer stärkeren Berücksichtigung von Leitungsaufgaben in der Lehrerbildung und einer intensiveren Vernetzung der Schulleitungen.“

SHaRP wurde im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Steuerung im Bildungssystem“ (SteBis) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Das Projektteam hat Anforderungsprofile und Schulrechtsregelungen analysiert, Schulleitungen und Lehrkräfte mit standardisierten Verfahren befragt und die Befunde in Interviews vertieft. Im Ergebnis entstanden unter anderem Tätigkeits- und Belastungsprofile der Schulleitungen – trennscharf unterschieden nach sieben Aufgabenfeldern. In der Studie wurden regionale, institutionelle und persönlichkeitsbezogene Einflussfaktoren berücksichtigt. Mehr Details zu der Studie: http://bit.ly/SteBis_SHaRP

Kontakt
Studie: Dr. Stefan Brauckmann, Tel.: +(0)30 293360-30, E-Mail: brauckmann@dipf.de
Presse: Philip Stirm, Tel.: +49 (0)69 24708-123, E-Mail: stirm@dipf.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert