Jedes Kind ist anders, jedes Kind hat seine Schwächen, Stärken und vor allem sein eigenes Tempo in der Entwicklung. In der Krippe der HAWK bekommen Kinder die nötige Zeit und Aufmerksamkeit der Betreuenden. Ganz so, wie sie es persönlich brauchen. Solch eine reflektierte pädagogische Arbeit basiert auch auf qualifizierter Beobachtung der Kinder und der anschließenden Dokumentation ihrer Entwicklung.
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Basierend auf dem schwedischen Bildungsplan
Die HAWK entschied sich 2006, in ihrer Krippe auf das in Schweden von pädagogischen Fachkräften entwickelte Beobachtungs- und Dokumentationssystem „Baum der Erkenntnis“ zu setzen. Vor zehn Jahren erschien „Der Baum der Erkenntnis“ in deutscher Übersetzung. Die Herausgeber sind das deutsch-schwedische Pädagogen- Ehepaar Marianne und Lasse Berger, die bis heute mehr als 100.000 Bücher in Umlauf gebracht haben. Ergebnisse der damaligen, ersten PISA- und IGLU Studien zeigten, dass schwedische Kinder mit ihren Lernerfolgen an der Spitze in Europa stehen. In dem Zuge rückte auch die Bedeutung der frühkindlichen Erziehung stärker in den Fokus der Gesellschaft und Politik.
Der „Baum der Erkenntnis“ basiert auf dem schwedischen Bildungsplan für Kitas (in Schweden Vorschulen genannt) und Schulen von 1998. Betreuern und Lehrenden ist mit Hilfe des „Baums“ möglich, die Lernpfade der Kinder lückenlos festzuhalten, denn die Dokumentation beginnt bereits im Alter von einem Jahr und endet mit dem vollendeten 16. Lebensjahr. Das Konzept baut anschaulich darauf auf, dass in der frühkindlichen Phase die Wurzeln für die Persönlichkeit, Sozialkompetenz und die Fähigkeit und Freude des Lernens geschaffen werden.
Die ganzheitliche Sicht auf das Kind
In der blühenden Baumkrone befindet sich der Lernstoff der Grund- und Weiterführenden- Schulen. Das Konzept verdeutlicht die ganzheitliche Sicht auf das Kind mit einem Bild vom aktiven Kind, welches das schwedische Bildungswesen kennzeichnet. Die Idee und Gestaltung überzeugt auch in Deutschland immer mehr Pädagoginnen und Pädagogen in allen Bundesländern so, dass der Baum der Erkenntnis als Beobachtungs-und Dokumentationssystem in ihren Einrichtungen genutzt wird.
Die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK startete 2011, unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Jäger und ihrer Mitarbeiterin und Doktorandin Raya Wolgem, ein EU- gefördertes Forschungsprojekt, das 2013 abgeschlossen wird. Neben wissenschaftlichen Auswertungen sollte das Projekt auch zum einrichtungsübergreifenden Austausch über Erfahrungen mit dem „Baum der Erkenntnis“ dienen. Die Fakultät kooperierte im Rahmen ihrer Forschung mit neun niedersächsischen Kitas. Es erfolgten Leitfaden gestützte Interviews mit Führungskräften, Gruppendiskussionen mit Gruppenkräften, sowie eine Online-Elternbefragung mit einer enormen Rücklaufquote. Zu Beginn stand allerdings ein Experteninterview mit den Herausgebern der deutschen Version, Marianne und Lasse Berger, sowie Göran Frisk von der Kinder und Jugendbehörde im schwedischen Halmstad auf dem Forschungsplan.
Tagung mit ersten Ergebnissen
Erste Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden auf einer Fachtagung mit schwedischen Gästen, anlässlich des 10. Geburtstages der deutschen „Baum-Übersetzung“, in der HAWK vorgestellt. Die Tagung richtete sich an pädagogisches Fachpersonal von Kindertagesstätten und Schulen. Göran Frist berichtete von den ersten Gedanken in Schweden, Bildung und Lernen nach einem durchgehenden Prinzip unter einen Hut zu bekommen. Es sollten fließende Übergänge im Stoff, anstelle ständiger Wiederholungen, ermöglicht werden. Dabei kristallisierte sich heraus, dass dieses Prinzip schon in den Kitas beginnen muss. Zur Arbeit der pädagogischen Pioniere zählte auch, erhebliche Überzeugungsarbeit in der Gesellschaft sowie bei den Politikern zu leisten, um entsprechende Mittel zu bekommen.
Marianne und Lasse Berger skizzierten den Weg der Verbreitung ihres Buches. Große Unterstützung erhielten sie durch die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft verdi. Die Gewerkschaft will die pädagogischen Fachkräfte und ihre Rahmenbedingungen unterstützen und verbessern und sieht „Im Baum der Erkenntnis“ eine exzellente Grundlage ganz im gewerkschaftlichen Gedanken. Aus der zehnjähriger Arbeit mit dem Buch in Deutschland berichteten Marianne und Lasse Berger, dass sich die pädagogischen Gespräche in den Teams positiv verändert hätten. Zudem werde der Blick auf die Stärken der Kinder gerichtet und nicht auf ihre Defizite. Hervorzuheben sei auch, dass die Eltern in die Dokumentation und die Arbeit der Mitarbeiter mit einbezogen werden.
In einem lebhaften Referat berichtete der schwedische Psychologe Leif Strandberg über das wichtige Zusammenspiel vom Denken, Spielen und Lernen von Kindern „im Baum der Erkenntnis“. Er untermalte den Vortrag mit vielen treffenden Fallbeispielen. Strandberg arbeitet seit vielen Jahren in Schweden als Projektleiter an der Entwicklung von Vorschulen und Schulen.
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