besondere menschen? k.o. kriterium handicap

Barrierefreier Zugang (c) Thomas Max Müller  / pixelio.de

Barrierefreier Zugang (c) Thomas Max Müller / pixelio.de

manche handicaps lassen sich „auf den ersten blick“ leicht erkennen und sind „gesellschaftlich gekennzeichnet“ mit armbinden, stöcken, rollstühlen, hörgeräten. und wir schauen hin, manchmal packen wir zu und manchmal staunen wir, was der andere alles ertragen kann. respektvoll, mit ehrfurcht, ängstlich, scheu, aufgeschlossen, distanziert, bewunderungsvoll, niedergeschlagen, ohnmächtig, ehrlich, helfend, anerkennend….

aber wann ist ein handicap ein handicap? wenn ich nicht damit umgehen kann? wenn ich keine lösung finde? oder nur wenn ich es auf anhieb jemanden ansehe? manche haben angst vor vielen menschen zu sprechen, angst vor spinnen, sie stottern vor aufregung, erschrecken, wenn plötzlich türen aufgehen, und andere werden wohl nie ein fernes land bereisen außer per schiff, auto oder fahrrad. handicaps, die je nach situation unseren alltag dominieren können, schieben wir, die ohne armbinde und stock meist weg. wir haben keine zeit uns auf ängste, stresssymptome oder schwächen zu konzentrieren. wir meiden einfach entsprechende situationen oder umschiffen sie gekonnt.

wenn ich aber morgen aufwache und nichts mehr sehen könnte , müsste ich mir hilfe suchen.

bewundernswert an „sichtbaren“ handicaps sind für mich meist der umgang der betroffenen menschen und das extreme engagement sich auf unsere nicht barierrefreie (um-)welt einzustellen, sich quasi anzupassen. integration ist das wort, dass wir benutzen für alles, was es anzupassen gilt. was nicht „integrierbar“ ist, sich wehrt oder gar abheben möchte, schließt sich zu kleinen, sepreaten grüppchen zusammen. und das ist wahrlich nicht negativ gemeint.

aktiv mit therapien, trainingsmaßnahmen und anderen hilfeangeboten und heilmitteln integrieren sie sich so gut es geht. und sie stellen sich auf uns ein – nur selten wir auf sie. so kann ich mir kaum vorstellen, was das für ein gefühl ist von geburt an im rollstuhl zu sitzen. dann aber noch auf einem musikkonzert in mitten von 5000 menschen zu sein, dicht gedränkt und nichts „sehend“ außer hinterteile ist für mich, der in menschenmengen generell nach luft schnappt, unvorstellbar. und es ist weiß gott nicht das behindertenklo, der rolligerechte aufzug oder die hilfe von anderen, die barierrefreiheit ermöglichen.

überlegen wir mal: was macht uns glücklich?

ist es nicht zuletzt in jeder lebensphase ernst genommen zu werden, anerkannt und auch erfolgreich zu sein? durchlaufen wir nicht kita, schule und hort, streben nach abschlüssen, nach der heißbegehrten lehrstelle, den auszug bei den eltern , dem studium, dem job, der eigenen familie, wie groß oder klein sie auch immer ist, nach dem „in würde alt werden“ – und vor allem wahrgenommen, gesehen, gehört, gefühlt, respektiert und anerkannt zu werden – individuell mit allen stärken und schwächen.

warum das wichtig ist?

  • weil noch nicht mal jeder 3. blinde und sehschwache erwerbsfähige einen job, hat trotz überdurchschnittlicher qualifizierung und engagement
  • weil geistig oder/und körperlich behinderte trotz 10 jahren schulbank lt. schulgesetz keinen abschluss in form eines qualifizierten zeugnisses erhalten auf dem sie aufbauen können
  • weil sich eltern heute schon, um die zukunft des schwerstmehrfachbehinderten kindes sorgen müssen, da die behandlungen nur auf erhalten des zustandes basieren und nicht auf verbesserung abzielen
  • weil gesetze, bestimmungen und verordnungen starr und unflexibel sind , und sich im verhältnis zur gesellschaftlichen entwicklung langsam oder gar nicht ändern
  • weil eine behinderung jeden treffen kann

weil barierrefreiheit im kopf anfängt und nicht auf dem klo!

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  • 💬 Verfasst von Familienservice

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