Seit dem 1. August 2013 haben alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder in der Kindertagespflege. Die befürchtete Klagewelle ist bislang nicht eingetreten. Die Ausbauanstrengungen der Kommunen haben vielerorts dazu geführt, dass die meisten Kinder einen Platz bekommen haben. Allerdings zeigt die aktuelle DJI-Länderstudie, dass es neben Versorgungslücken in einigen Ballungsräumen (vor allem Großstädten) insbesondere im Westen Deutschlands noch an passgenauen Angeboten mangelt. Und ein Viertel der befragten Eltern meldet einen Intensivbedarf mit mindestens 42 Stunden wöchentlicher Betreuung an.
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Intensivbedarf mit mindestens 42 Stunden wöchentlich
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) ermittelte zuletzt 2012 einen Betreuungsbedarf von bundesdurchschnittlich 39,4%, was einer Zahl von bundesweit 780.000 Plätzen entspricht. Laut dem vierten KiföG-Bericht 2013 besuchten im März 2012 bundesweit über 558.000 unter dreijährige Kinder eine Kindertageseinrichtung oder wurden von einer Tagespflegeperson betreut. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamts stieg diese Zahl zum März 2013 auf rund 597.000 Kinder.
Erfüllung des Rechtsanspruchs schwierig
Vor allem in den Großstädten gestaltet sich die Erfüllung des Rechtsanspruchs schwierig. Hier leben besonders viele Familien mit zwei erwerbstätigen Elternteilen, die auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind. Dabei zeigt sich jedoch ein genereller Ost-West-Unterschied: Während der Bedarf im Westen im Schnitt bei etwa 35% liegt, ist er im Osten mit rund 56% erkennbar höher. Auf Bundesländerebene benötigen Eltern in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit einem Anteil von über 60% am häufigsten eine Kindertagesbetreuung für ihren Nachwuchs. In Bayern ist der Betreuungsbedarf der Eltern hingegen mit knapp 32% am geringsten ausgeprägt, während Eltern in Hamburg und Bremen den häufigsten Bedarf in Westdeutschland haben. Einen Betreuungsplatz in einer Kita gegenüber einer Tagespflegestelle favorisieren gut zwei Drittel der Eltern in Ost und West.
Betreuungsbedarf steigt ab dem ersten Geburtstag
Der Betreuungsbedarf steigt ab dem ersten Geburtstag der Kinder sprunghaft an: Bundesweit benötigen hier knapp 47% der Eltern einen Kita- oder Tagespflegeplatz; für zweijährige Kinder wünschen sich 62,5% der Eltern einen Betreuungsplatz – rund 57% in den westdeutschen Bundesländern gegenüber mehr als 86% in den ostdeutschen.
Ostdeutsche Eltern haben nicht nur häufigeren Betreuungsbedarf, sondern sie möchten ihre Kinder auch zeitlich umfassender betreuen lassen. Während deutlich mehr als zwei Drittel der Eltern in Ostdeutschland eine Ganztagsbetreuung präferieren, sind dies in Westdeutschland deutlich weniger als ein Drittel. Knapp die Hälfte der westdeutschen Eltern wollen für ihr Kind unter drei Jahren höchstens 25 Stunden Kindertagesbetreuung. Am seltensten möchten Eltern in Bayern ihr Kind ganztägig in institutionelle Betreuung geben, am häufigsten wollen dies Eltern in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In Westdeutschland wird ganztägige Betreuung am häufigsten von Hamburger Eltern gewünscht.
U3 mit maximal neun Stunden an fünf Tagen
Für den Umfang der Betreuung von Kleinkindern gibt es sowohl eine Mindeststundenzahl als auch eine empfohlene Obergrenze. Das Deutsche Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) hat eine maximale Betreuungsdauer von neun Stunden an fünf Tagen in der Woche für Kinder unter drei Jahren festlegt. Geht es nach den Wünschen der Eltern soll fast jedes vierte Kind besonders lange betreut werden. Die benötigten Stundenzahlen reichen bis zu 70 Stunden außerfamiliärer Betreuung wöchentlich. Während der Anteil in Westdeutschland mit 17,5% noch gemäßigt ist, beläuft er sich in Ostdeutschland auf knapp 47%. Mecklenburg-Vorpommern nimmt dabei mit 53% die Spitzenposition ein. Die Gründe für derartige Intensivbedarfe gilt es noch näher zu analysieren.
Ost und West sehr unterschiedlich
Im Osten liegt die Übereinstimmung von tatsächlichem und benötigtem Betreuungsumfang unabhängig vom Alter des Kindes bei 60%. Sie ist deutlich höher als in Westdeutschland 44,9%. Sowohl ein zu geringer als auch ein zu hoher tatsächlicher Stundenumfang werden hier von über der Hälfte der Eltern moniert. Während es in Ostdeutschland unproblematisch erscheint, durchgängig Ganztagsplätze anzubieten, ist im Westen eher ein variables Angebot gefragt.
Insgesamt sind die Eltern, die ihr Kind institutionell betreuen lassen, über alle Aspekte hinweg (sehr) zufrieden. Besonders positiv beurteilt wird der Kontakt zu den pädagogischen Fachkräften. Am unzufriedensten sind die Eltern hingegen mit den – je nach Bundesland stark differierenden – Kosten für die Betreuung ihres Kindes. Auch mit den Ferien-Schließungszeiten sind gut ein Drittel der Eltern nicht zufrieden.
Die aktuellen Auswertungen der o.g. DJI-Länderstudie basieren auf Angaben von über 12.000 befragten Eltern von Kindern unter drei Jahren.
Urheber: Andrea Macion, Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftliches Referat beim Vorstand; Deutsches Jugendinstitut e.V.
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