Gemeinsamer Englischunterricht trotz verschiedener Lernzugänge und -geschwindigkeiten: In Klasse 5 finden Schüler zusammen, deren Schullaufbahnen in unterschiedlichen Abschlüssen enden können.
(ddp direct) Wolfgang Biederstädt ist Schulleiter an der Eichendorff-Realschule in Köln und einer der Herausgeber von „English G Lighthouse“ aus dem Cornelsen Verlag, einem neuen Unterrichtskonzept, das Antworten auf die sich abzeichnende Neuorientierung und Umstrukturierung des kompletten mittleren Schulsystems in Deutschland geben will. Im Interview nimmt er Stellung zur optimalen Englischstunde.
Eine optimale Englischstunde verläuft für mich…
Wolfgang Biederstädt: „…so, dass ich und die Kinder klare Ziele habe, die ich am Anfang definiere. Für die optimale Englischstunde braucht es motivierendes Material, das ich den Schülern zur Verfügung stellen kann, um sie zu begeistern. Die Stunde sollte relativ klar strukturiert sein und auch einen Wechsel von Einzel- hin zu Partner- oder Gruppenarbeit ermöglichen. Das sollte nach Möglichkeit kooperatives Lernen beinhalten. Sicherlich gehören auch ‚frontale’ Phasen dazu. Das kann sich in Form von Unterrichtsgesprächen vollziehen, das können aber auch Präsentationen durch die Lehrkraft oder die Kinder sein. Etwa zehn Prozent sollten einem Klassenrat, Kreisgespräch oder Ähnlichem gewidmet werden.“
Im Englischunterricht an mittleren Schulformen wünsche ich mir…
Wolfgang Biederstädt: „…zunächst einmal das Wichtigste, dass die Lehrerinnen und Lehrer keine Fächer, sondern dass ihnen bewusst wird, dass sie Kinder unterrichten. Wir haben an mittleren Schulformen mittlerweile ein sehr heterogenes Profil von Kindern. Das heißt, ich habe in einer Klasse Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, etwa lern- oder sprachbehinderte Kinder. Ich habe Englischlerner bis hin zu gymnasialen Profilen. Diese Spanne müssen Lehrkräfte versuchen zu überbrücken. Das bedeutet zunächst einmal, dass ich differenziere, individuell fördere und mich auf die Kinder einstelle. Grundsätzliche Voraussetzung dafür ist, sich bewusst zu machen, dass die Kinder unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Begabungen haben. Sie bringen alle etwas mit für die Schule: Sie möchten angenommen werden, ihre verfügbaren Fähigkeiten zeigen und dazu auch Gelegenheit bekommen. Das Pensum ist curricular vorgegeben. Wir wissen, Kinder können nur nachhaltig lernen, wenn sie mit dem Herzen bei der Sache sind. Ich muss da schon die Kinder in den Blick nehmen.“
Wie sähe für Sie ein perfekter Englischunterricht aus?
Wolfgang Biederstädt: „Perfekter Englischunterricht sollte klar strukturiert sein. Er sollte sicherlich den Kindern Spaß machen und sie begeistern. Wesentlich für den Englischunterricht und andere Fächer ist, dass die Kinder eine Antwort kriegen auf die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Wenn ich in die Augen der Kinder schaue und ich sehe, dass ein Kind sagt ‚Sie können Gedanken lesen’. Dass ich sie durch ein Thema oder Material wirklich treffe, sei es durch ein Buch, Filmmaterial oder eine spannende Höraufnahme. Das heißt, ich muss mich ein Stück weit nach ihren Interessen richten. Ich muss meinen Stoff so aufbereiten, dass er in ihren Erfahrungsbereich hineinpassen kann, dass sie Anknüpfungspunkte finden. Sicherlich gehört dazu, als Lehrkraft eine klare Kompetenzorientierung zu haben und klare Leistungserwartungen zu definieren. Stichwort Fairness und Gerechtigkeit: die Schüler sollten wissen, worauf sie sich einlassen. Viele Faktoren tragen dazu bei, dass Stunden gut laufen, wenn auch sicherlich nicht immer perfekt. Wichtig ist auch, dass wir wissen, wie unser Gehirn beim Lernen funktioniert. Ich muss eine Atmosphäre schaffen, eine Lernumgebung, in der die Kinder etwas aufnehmen können und muss das, was sie an Weltwissen und Erfahrungen mitbringen, versuchen zu verknüpfen mit dem, was ich als Ziel vermitteln möchte.“
Informationen zum Unterrichtskonzept unter: http://www.cornelsen.de/lighthouse
Zur Person: Wolfgang Biederstädt ist Englischlehrer aus Leidenschaft. Als Schulleiter an der Eichendorff-Realschule in Köln erlebt er die aktuellen Herausforderungen hautnah: Heterogenität, Differenzierung, Individualisierung. Seit 25 Jahren berät er den Cornelsen Verlag. Unter seiner Ägide entstanden erfolgreiche Lehrwerkskonzeptionen für den Englischunterricht. Er ist einer der Herausgeber von „English G Lighthouse“ und „English G21″ . An der Universität zu Köln führt er Seminare zum Bilingualen Unterricht durch.
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